Jonglieren Berlin

Die Geschichte des Jonglierens

Sie interessieren sich für die Geschichte des Jonglierens? Hier finden Sie eine Übersicht wichtiger geschichtlicher Eckpunkte zu diesem Thema von der Antike bis zur Gegenwart. Gerne dürfen Sie unter Verwendung der Quellenangabe und des Namens des Autors aus diesem Artikel zitieren, zum Beispiel für wissenschaftliche Arbeiten und Onlinebeiträge.

Einleitung
Jongleure bevölkern bereits seit vielen Jahrtausenden die Kontinente dieser Welt. Da das Spiel mit beweglichen Gegenständen zu den elementarsten spielerischen Ausdrucksformen gehört, ist es wenig verwunderlich, dass Formen der Jonglage anscheinend in vielen Kulturen parallel entstanden sind, sei es als Spiel mit Ringen, Bällen, Obst, Nüssen, Schwertern, Dolchen oder dem Diabolo. So hielt der Maler Christoph Weiditz um das Jahr 1528 herum die Jonglagekunst gefangener südamerikanischer Indianer auf Tuschezeichnungen fest – und im selben Jahr soll der Herrscher von Hindustan in seinem Tagebuch eine Gruppe von Jongleuren mit Holzringen beschrieben haben. Auf den Polynesischen Inseln dagegen wurde das Jonglieren mit Bällen schon zu Zeiten Cooks (1772–1775) beobachtet; es soll dort unter Frauen auch heute noch eine beliebte Beschäftigung sein.

Jonglieren – Das Problem der Quellenlage
Genaue Rekonstruktionen fallen jedoch schwer. Da die Kunst des Jonglierens im Vergleich mit Malerei, Literatur und Bildhauerei extrem vergänglich ist, hinterließ sie vor Beginn der Foto– und Videoaufzeichnung kaum Spuren. Und natürlich können auch Jongliermuster in literarischen Texten selten adäquat wiedergegeben werden. Beschreibungen hören sich mitunter an wie bei folgendem Zeugnis aus dem Jahr 1106 nach Christus, in dem auf poetische Weise die Geschicklichkeit des Jongleurs Tulchinne gerühmt wird: „Er hält neun Schwerter in seinen Händen, und neun Silberschilde, und neun goldene Bälle. Er wirft jeden Gegenstand hoch in die Luft, und keiner von ihnen fällt zu Boden. Und da ist nur einer von ihnen zur selben Zeit in seiner Hand, und alle Objekte, die ein ums andere Mal nach oben flitzen, sind wie das Summen von Bienen an einem wunderschönen Tag.“ Man kann sich als Leser an dem Gesagten erfreuen und die Fähigkeiten Tulchinnes theoretisch nachvollziehen – jedoch kein konkretes Jongliermuster vor sich sehen.

Jonglieren – Das Problem der Begriffsabgrenzung
Gleichzeitig ist es in historischen Texten nicht immer klar, ob es sich um Tätigkeiten des Jonglierens nach heutigem Verständnis handelt oder nicht vielleicht doch eher um ein in Vergessenheit geratenes Gesellschaftsspiel. Jongleure haben zudem vor Beginn der modernen Medienaufzeichnungen selten Zeugnis über ihre eigenen Fähigkeiten abgelegt – anders als bei Malern, Bildhauern und Literaten sind meist generalisierende Berichte einzelner Zuschauer überliefert worden. Die Vorstellungen des fahrenden Volkes jedoch wurden wiederum selten als so wichtig erachtet, als dass Historiker ihnen Aufmerksamkeit schenkten. Leicht abgewandelt gilt für die Kleinkunst des Mittelalters daher dasselbe, was Schiller über die Schauspielkunst sagte, nämlich dass die Nachwelt dem Mimen keine Kränze flechte. Trotz der vielfach vorhandenen grauen Lücken soll hier jedoch trotzdem ein kurzer Abriss über die Geschichte der Jonglage folgen, was heißt, soweit er aus heutiger Perspektive nachvollzogen und unter Vorbehalt rekonstruiert werden kann.

Jonglieren im Alten Ägypten
Jonglieren wird heute meist als Phänomen betrachtet, das eng mit der westlichen Tradition des Varieté und Zirkus verbunden ist. Dabei finden sich Zeugnisse über die Tätigkeit des Jonglierens weit früher in anderen Kulturen. Als frühestes Zeugnis gilt eine ägyptische Grabmalerei aus der Zeit 1794–1781 vor Christus, die am Grabe Beni Hasans zu sehen ist. Hier werden in zwei Gruppen vier mit Bällen jonglierende Frauen gezeigt, wobei diese sich die Bälle anscheinend gegenseitig zuspielen. Auf den Bildern sind sie zusammen mit weiteren Akrobaten und Tänzern zu sehen, scheinen also womöglich Teil einer Unterhaltungstruppe gewesen zu sein. In ägypten wurden bei antiken Ausgrabungen auch zahlreiche Lederbälle mit Strohfüllungen gefunden; ob diese Fundstücke tatsächlich zum Jonglieren benutzt wurden, lässt sich heute natürlich nicht mehr rekonstruieren.

Jonglieren in der römischen und griechischen Antike
Ungefähr 1500 Jahre später tauchen Bilder von Jongleuren vermehrt in der griechischen Kunst auf, insbesondere im Bereich der Vasenmalerei. Interessant ist, dass es sich dabei abermals um Frauen handelt, also ähnlich wie in en ersten Zeugnissen aus dem Alten ägypten. Jonglieren wurde bei den Griechen gemäß des harmonischen Ideals von Körper und Geist als vergnügliche Freizeitbeschäftigung. Eine sehr frühe Statue, auf dem ein Jongleur zu sehen ist und die in den Pyrenäen gefunden wurde, kann heute im Nationalen Museum in Athen bewundert werden. Auf griechischen Terrakottascheiben sind JoJo–spielende Jungen zu sehen, was demonstriert, dass auch dieses Spielzeug schon um die Zeit vor Christi Geburt verbreitet war. Jonglierrequisiten finden sich auf antiken Vasenmalereien in Form von Bällen, Obst und Nüssen.Aus Griechenland bahnte sich die Kunst des Jonglierens ihren Weg ins Alte Rom, wo alsbald auch normale Bürger und Offiziere das Jonglieren als Freizeitbeschäftigung ausübten. So ließ der namentlich bekannte Römer Targatus Ursus (853 – 117 n. Chr.) in seinen Grabstein einmeißeln, dass er der erste Mensch gewesen sei, der mit Glaskugeln jongliert habe, während ein gewisser Sidonius Apollinaris das Amt eines Offiziers in der römischen Legion innehatte und seine Truppen mit Ballkunststücken unterhielt. Zur Belustigung des Volkes wurde es üblich, Gauklertruppen und damit auch Jongleure öffentlich auftreten zu lassen. Das geschah jedoch nicht immer freiwillig – oft handelte es sich um Sklaven, die aus dem Orient importiert wurden. Auch in 16 Epigrammen des römischen Dichters Martials (40 bis 102 nach Christus) ist von der Tätigkeit des Jonglieren die Rede. Martial war ein Zeitgenosse Senecas war und griff in seinen satirischen Versen vor allem das römische Alltagsleben auf. Aus dem Alten Rom sind jedoch auch noch andere Spiele mit Bällen überliefert, beispielsweise das sogenannte „Trigonalspiel“, und oft geht aus den überlieferten Texten und Bildern nicht eindeutig hervor, wie mit den Bällen praktisch umgegangen wurde.

Jonglierkunst im Alten China
Parallel entwickelte sich das Jonglieren im Alten China, wo auch das Diabolo erfunden wurde. Die Kunst des Jonglierens war hier schon vor Christi Geburt kunstvoll ausgeprägt und eng mit dem Kampfsport verbunden. Bisweilen gelang es chinesischen Kämpfern, durch jonglageähnliche Demonstration ihrer Geschicklichkeit Kampfhandlungen abzuwenden. In diesem Zusammenhang wird der Name von Xiong Yiliao genannt, der etwa 613–591 vor Christus lebte und als frühester namentlich bekannter Jongleur der Menschheit gilt. In den Annalen der Chinesischen Geschichte wird bewundernd erwähnt, dass er die Kunst beherrschte „verschiedene Gegenstände auf und ab zu werfen ohne sie fallen zu lassen“. Während einer Schlacht im Jahr 603 vor Christus trat er, 9 Bälle jonglierend, zwischen die verfeindeten Truppen, wodurch er die feindliche Armee in die Flucht geschlagen haben soll. über einen anderen chinesischen Jongleur und Zeitgenossen Xiong Yiliaos, Lanzi genannt, wird in einer Sammlung taoistischer Texte eine Geschichte erzählt, die im folgenden frei übersetzt wiedergegeben werden soll: „Im Staate Song lebte ein Mann namens Lanzi, der seinen Herrn Yuan, Herrscher über Song, in Erstaunen versetzen wollte. Yuan rief ihn zu sich, und er zeigte sich ihm auf Stecken, die doppelt so lang wie sein Körper und an seinen Beinen angebracht waren. Er lief und rannte mit ihnen, und gleichzeitig jonglierte er 7 Schwerter, indem er sie abwechselnd empor warf und dabei immer 5 Schwerter in der Luft hielt. Der Herrscher Yan war beeindruckt, und schenkte Lanzi sofort große Mengen Gold und Tuch. Später kam Lanzi jedoch zurück und wollte ein zweites Mal vor dem Herrscher von Yuan auftreten. Dieser sagte ärgerlich: Das erste Mal war ich erstaunt über Deine Fähigkeiten und erfreut Dir Gold und Tuch zukommen zu lassen. Jetzt aber bin ich verärgert, dass Du wiedergekommen bist und ein weiteres Mal auf meine Belohnung hoffst! Lanzi wurde in den Kerker geworfen und sollte zunächst hingerichtet werden, wurde jedoch nach einem Monat begnadigt.“

Fahrendes Volk im Europäischen Mittelalter
Während des europäischen Mittelalters, also etwa im Zeitraum von 500–1500 nach Christus, ist kaum etwas über die Existenz von Jongleuren überliefert worden, und wenn doch, so nur in höchst abfälligen Worten. In der Regel waren Jongleure Teil herumziehender Gauklertruppen, die auf Jahr– und Wochenmärkten auftraten. Als Angehörige des Fahrenden Volkes fristeten sie ein Leben am Rande der Gesellschaft, bestenfalls geduldet, stets abhängig von den Geboten der Obrigkeit und von den Sesshaften mit Neugier und Misstrauen beäugt. Häufig gingen ihre Vorstellungen mit Diebstählen und Trickbetrügereien einher, mit Scheinwetten und zweifelhaften Glücksspielen. Als wandernde Spielleute standen sie außerhalb des gesellschaftlichen Ordnungsgefüges und waren Angriffen aus der Bevölkerung schutzlos ausgeliefert; gleichzeitig wurden sie von der Kirche der Sünde und Hexerei bezichtigt oder als Ketzer verfolgt. Für Augustinus beispielsweise repräsentierten fahrende Spielleute die Diener Satans und wurden infolgedessen exkommuniziert sowie vom christlichen Abendmahl ausgeschlossen. Selbst die Gabe von Almosen an fahrende Spielleute, hieß es zu seiner Zeit, sei einer Sünde gleichzusetzen. Der üble Ruf fahrender Gauklertruppen und die missbilligende Haltung der Kirche führten dazu, dass die freiwillige Beschäftigung mit Jonglage in der breiten Bevölkerung einem Tabu gleichkam. Erst ab dem 13. Jahrhundert kam es zu einer gewissen Liberalisierung, nämlich als Thomas von Aquin Spiel und Unterhaltung als menschliche Grundbedürfnisse anerkannte und fahrenden Gauklern in der göttlichen Ordnung die Funktion zuwies, dem einfachen Menschen Trost zu spenden.

Zur Herkunft des Wortes „Jonglieren“
Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass es im Mittelalter kein eindeutig definiertes Wort für „Jongleur“ gab, sondern dass viele verschiedene Arten der Unterhaltung wie Zauberei, Jahrmarktstheater, Akrobatikvorstellungen und Lieder nicht eindeutig voneinander unterschieden wurden. So stammt das heute gebräuchliche Wort „Jongleur“ ursprünglich aus dem lateinischen von „Ioculator“ ab und bedeutet soviel wie „Spaßmacher“, ebenso wie das Wort „Gaukler“. Mittelalterliche Bildquellen zeigen Jongleure meistens in Begleitung von Musikern – auch dies legt nahe, dass es sich beim Auftreten von Jongleuren vor allem um Bühnendarbietungen handelte und Jonglieren nicht, wie noch in der Antike der Fall, als Selbstzweck ausgeübt wurde. Ebenfalls ist über die Vorstellungen englischer Troubadoure um das Jahr 1100 nach Christus bekannt, dass diese häufig mit Jongliervorführungen einhergingen, wobei in der Geschichtsschreibung auch hier unterschiedliche Arten von Darbietungen nicht eindeutig getrennt wurden. Die mittelalterlichen Gaukler und Spielleute vereinten eben zahlreiche unterschiedliche Fähigkeiten in sich, von denen nur eine die des Jonglierens war.

Jonglieren und mittelalterliche Kampfkunst
Dass jedoch auch im Europäischen Mittelalter Jonglagetechniken im Zusammenhang mit kriegerischen Fertigkeiten ausgeübt wurden, zeigt ein Bericht über die Schlacht bei Hastings im Jahr 1066 unter Wilhelm dem Eroberer. In einer Schilderung des Dichters Gottfried Gaimer heißt es, ein Teilnehmer habe seine Lanze dreimal „wie einen leichten Stock“ in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Beim vierten Mal sei er vorgeritten und habe seine Lanze mitten unter die Engländer geschleudert, von denen einer tödlich getroffen worden sei. Anschließend habe er dreimal sein Schwert in die Luft geworfen und es wieder aufgefangen – die feindlichen Engländer seien „entzückt“ gewesen, ihm bei diesen Kunststücken zuzusehen. Dies ist wohl kein Einzelfall: Auch der norwegische König Olaff Tryggeson soll um das Jahr 1000 herum mit drei kleinen Dolchen jongliert haben. Man sieht, vereinzelt haben sich eben doch Zeugnisse darüber erhalten, dass die Kunst des Jonglierens auch in der Ordnung der mittelalterlichen Welt einen anderen Stellenwert hatte als den billiger Unterhaltung in wackligen Bretterbuden oder unter freiem Himmel.

Jongleure im Ausgehenden Mittelalter
Erst am Ende des Mittelalters, um das Jahr 1500 herum, gewann die Kunst des Jonglierens wieder an Ansehen. Symbolisch kann für diese Entwicklung eine Wandmalerei im dänischen Kloster Vigerstedt aus dem Jahr 1470 angesehen werden: Sie zeigt einen freundlich blickenden Mann, der mit zwei Messern jongliert. Dass diese Abbildung Eingang in ein Kloster fand kann nur bedeuten, dass die Kunst der Jonglage nun nicht mehr zwangsläufig mit Diebstahl und Lasterhaftigkeit gleichgesetzt wurde. Tatsächlich begann sich die Situation umherziehender Unterhaltungskünstler allmählich zu verbessern. Mitte des 17. Jahrhunderts ist die erste Festanstellung eines Jongleurs als „Ballenmeister“ beim Nürnberger Rat dokumentiert – um das Jahr 1680 soll dieser auch ein Buch über den „Unterricht im Ballenspiel“ verfasst haben. In den Jahren 1600 bis 1800 gewannen die Jahrmärkte in Europa zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung, und das hatte natürlich auch Einfluss auf die ökonomische Situation umherreisender Spielleute. Erste Namen besonders kunstfertiger Gaukler sind ab dieser Zeit der Nachwelt überliefert, etwa der des als „König der Jongleure“ bekannte Pierre Gringoire (1475–1538), der als historische Figur auch im „Glöckner von Notre Dame“ Victor Hugos in Erscheinung tritt. über den französischen Jongleur Dupuis ist bekannt, dass er um 1750 herum auf einem Seil laufend mit drei äpfeln jongliert und diese am Ende der Darbietung auf drei einzelnen Gabeln aufgefangen haben soll. Unter den Spielleuten entwickelten sich in dieser Zeit Bruderschaften, in denen sich das fahrende Volk organisierte und einander Kunstfertigkeiten und Musik weiter gab.

Das Diabolo findet seinen Weg nach Europa
Im Zuge der sich vertiefenden Handelsbeziehungen mit Asien kam um das Jahr 1700 herum das in China schon lange bekannte Diabolo nach Europa. Hier entwickelte es sich hier rasch zu einem Spielinstrument, das gleichermaßen von Kindern und Erwachsenen geschätzt wurde. Es erfreute sich bald ungeheurer Beliebtheit. In Paris schossen Vereine aus dem Boden, die sich ausschließlich mit dem Diabolospiel beschäftigten, und selbst Napoleon soll sich daran ausprobiert haben. Ab 1900 erschienen in Frankreich und England ganz dem Diabolospiel gewidmete Anleitungsbücher für die breite Bevölkerung.

Jongleure profitieren vom aufkommenden Zirkus
Bestimmend für die Entwicklung der zeitgenössischen Jonglierkunst wurde das Aufkommen des Zirkus gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Jongleuren und Artisten wurde hier eine feste Plattform geboten, und durch die besseren Auftrittsbedingungen fand sich auch Platz für die Spezialisierung von Nummern und für Darbietungen zunehmender Komplexität. Als Begründer des Zirkus gilt der Engländer Philipp Astley, der 1782 in einem Pariser Vergnügungszentrum das „Amphitheatre Anglais du Fauburg du Temple“ eröffnete. Von seiner Architektur her ähnelte es bereits einem Zirkuszelt mit Manege, nur dass es sich dabei um einen festen Bau handelte. Der Kern der Unterhaltungen, die hier geboten wurden, bestand aus Pferdedressuren – in den Umbaupausen bevölkerten jedoch Jongleure, Artisten und Kraftmenschen die Arena. Zeitgleich fanden ähnliche Entwicklungen an anderer Stelle statt, etwa 1763 in St. Petersburg, 1770 in England und 1777 in Wien. Um möglichst viele Zuschauer erreichen zu können, kristallisierte sich bald die Form des klassischen Wanderzirkus heraus, in dem Jongleure gleichberechtigt neben Clowns, Tierdresseuren und Artisten auftraten. Pferdedressuren waren zwar auch hier noch üblich, allerdings hätte ihre überwiegende Gewichtung beim Reisen unzumutbar hohe Kosten verursacht. Praktischer und billiger war es, die Darbietungen mit Vertretern unterschiedlicher Disziplinen zu besetzen, also mit Gymnasten, Seiltänzern oder eben Jongleuren. Von den nach wie vor existierenden Jahrmarktskünstlern fanden immer mehr Eingang in die sich organisierenden Zirkustruppen – zugleich erforderte es die zunehmende Konkurrenz, sich durch niveauvolle Darbietungen abzuheben und dem Publikum etwas Besonderes zu bieten. Von den hierdurch angestoßenen Spezialisierungen profitierte auch die Kunst des Jonglierens.

Das Varieté als neue Plattform für Künstler
Neben zahlreichen reisenden Zirkusunternehmen boten bald auch die aufkommenden Varietés Jongleuren eine künstlerische Heimat. ähnlich bedeutend wie Astley für den Zirkus wurde Charles Morton für die Entwicklung des Varietés, als er 1852 in London eine erste „Music Hall“ mit 1500 Plätzen eröffnete. Neu war diese Kunstform nicht, denn zwischen 1700 und 1800 war diese Form der Unterhaltung bereits in englischen Gasthäusern und Spelunken betrieben worden, wobei das Niveau freilich über vulgäre Zoten und billige Kunststücke selten hinaus kam. Das änderte sich nun. Die Unterhaltung eines so großen Gebäudes war teuer, was bedeutete, dass den Zuschauern etwas geboten werden musste. Ab 1889 wurde der Name Varieté anlässlich der Pariser Weltausstellung zum ersten Mal im Pariser Moulin Rouge verwendet, später setzte er sich als eigenständige Bezeichnung für die sich neu entwickelnde Kunstform durch.

Zunehmende Spezialisierung durch Professionalisierung
Jongleure fanden im Zuge dieser Entwicklungen ideale Auftrittsbedingungen vor. Teilweise verbanden sie ihre Darbietungen mit Tierdressuren und jonglierten ihre Requisiten direkt auf dem Rücken von Pferden, während diese in leichtem Galopp im Kreis liefen. Nicht immer stand bei Darbietungen die Anzahl der in der Luft gehaltenen Gegenstände im Vordergrund wie etwa bei Enrico Rastelli (1896–1931), der bis heute als einer der besten Jongleure gilt und bis zu zehn Bälle jonglieren konnte. Oft waren Jonglagenummern mit Kraftübungen verbunden, etwa wenn schwere Kanonekugeln in die Luft geschleudert und mit dem Nacken wieder aufgefangen wurden. Dabei kam es mitunter auch zu tödlichen Unfällen, etwa dem von Paula Deluca im Jahre 1936. Formen der Jonglage, die weniger durch Optik und ästhetik, sondern vielmehr durch das Spektakuläre des Effekts begeisterten, wurden bald mehr und mehr durch echte Geschicklichkeitsdarbietungen abgelöst. Neuerungen im Bereich des Jonglierens wurden in schneller Abfolge entwickelt, wozu auch neue Materialien wie Gummi und Plastik beitrugen, die den Jongleuren zunehmende Komplexität in ihrem Handwerkszeug erlaubten. Längst wurden nicht mehr nur Bälle und Ringe, sondern auch Zigarren, Spaziersstöcke und andere moderne Gegenstände als Requisiten benutzt. Viele Jongleure spezialisierten sich auf „ihre“ Requisiten und brachten es mit diesen auf Meisterleistungen. So erhielt beispielsweise der Jongleur Paul Cinquevelli aufgrund seiner unnachahmlichen Beherrschung der Jonglage mit Billardbällen den Beinamen „Menschlicher Billardtisch“. Feststehende Varietés, in denen Jongleure auf andere Künstler trafen und dann weiter zogen, erfüllten überdies eine wichtige Funktion im Hinblick auf den Austausch und die Verbreitung von Kunststücken. Denn die Artisten waren nun nicht mehr vereinzelt unterwegs, wie in früherer Zeit auf den Jahrmärkten, sondern konnten voneinander lernen und ihre eigenen Stile ständig weiter entwickeln. Das galt auch für reisende Künstler aus Ländern der außereuropäischen Kolonien, die nun ebenfalls immer öfter ihren Weg nach Europa fanden. Diese Entwicklung blieb natürlich nicht folgenlos, und viele europäische Künstler zogen angesichts der unwillkommenen Konkurrenz den Schluss, sich auf der Bühne auch selbst als Asiaten auszugeben. Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Art der Präsentation im asiatischen Kostüm zu einer großen Modeerscheinung; bald war im Zuge von Bühnendarbietungen auch von gut informierten Zuschauern kaum mehr zwischen echten und unechten Chinesen zu unterscheiden.

Verdrängung des Varietés durch die neuen Medien
Die Blütezeit des klassischen Varietés fällt in die Zeit von 1820 bis 1920. Zweierlei gesellschaftliche Entwicklungen führten in der Folgezeit für die Künstler und Direktoren zu schweren Einbrüchen. Zum einen waren dies das Aufkommen neuer Unterhaltungsmedien wie Radio, Fernsehen und Kino, die dazu führten, dass Varietés und Zirkusse den Zuschauern nicht mehr attraktiv erschienen. Zum anderen gingen auch die beiden Weltkriege nicht spurlos an den artistischen Bühnenkünsten vorüber. Insbesondere der Zweite Weltkrieg führte dazu, dass viele europäische Künstler ihre Heimatländer verlassen mussten, Requisiten zerstört wurden oder den Artisten ganz einfach die Zuschauer ausblieben. Nach 1945 war nichts mehr wie vorher, denn das Fernsehen lief nun allen anderen Unterhaltungsformen den Rang ab. In jedem Fall verhinderte es, dass Artistik und Jonglage wieder zu ihrer alten Blüte gelangen konnten. Das neue Medium Fernsehen konnte die alten Kunstformen des Varieté nicht auffangen, auch wenn ab und zu vielleicht einmal ein Jongleur oder Seiltänzer in einem Film auftreten durfte – das Publikum wollte auf einmal nur noch Filme sehen.

Neue Impulse in den 1970er Jahren
Dies könnte wieder einmal das vorläufige Ende der wechselvollen und bewegten Geschichte des Jonglierens sein – und es wäre kein Gutes und schon gar kein schönes Ende. Und doch bleiben zahlreiche Fragen offen. Denn wie viele Jongleure bevölkern an schönen Tagen unsere Straßen? Warum können wir in fast jedem Spielzeuggeschäft Jonglierartikel kaufen? Warum gibt es in jeder größeren Stadt mindestens einen Sportverein, bei dem man das Jonglieren erlernen kann? Kurz – warum ist das Jonglieren heute so beliebt, und zwar in einer so breiten Bevölkerungsschicht? Zu tun hat dies alles mit einer Bewegung, die Mitte der 70er Jahre ihren Anfang in den USA nahm. Gerade im Jonglieren entdeckte sie ein willkommenes Gegengewicht zu den starren Ideologien ihrer Zeit. In Zeiten von Flower Power, aufkommendem Hippylifestile und meditativer Lebensgestaltung wurde das Jonglieren von einer breiten Bevölkerungsschicht als ideale Betätigung entdeckt, als eine Art Alternativsport, der nicht auf das Besiegen des Gegners abzielte, sondern in dem es vielmehr um die Möglichkeit des lebendigen Austausches mit Gleichgesinnten ging. ähnliche Gründe führten in den 70er Jahren im Bereich des modernen Tanzes zur Entwicklung der Kontaktimprovisation. Gut möglich, dass einer der vielen Gründe für die schnelle Verbreitung des Jonglierens als Gegenimpuls zum Etablishment, inmitten von Vietnamkrieg und Kubakrise, auch noch immer der leicht anrüchige Beigeschmack aus der Zeit fahrender Gauklertruppen war.

Jonglieren in der Gegenwart
Mitte der 80er Jahre schwappte die Jonglierbewegung aus den USA nach Deutschland über, wo sie rasch ähnliche Wellen schlug wie jenseits des Atlantiks. Das von Dave Finnigan verfasste Buch „Alles über die Kunst des Jonglierens“ (1987) leistete bei der Verbreitung des Jonglierens in Deutschland und Europa einen wichtigen Anteil. In den Folgejahren entstanden zahlreiche Organisationen und Zeitschriften, die sich mit dem facettenreichen Phänomen des Jonglierens beschäftigten und dieses vielfältig beeinflussten und weiter entwickelten, etwa die EJA (European Juggling Association) oder die Jonglierzeitschrift Kaskade. In zahlreichen großen Städten sind permanent geöffnete übungszentren für Jongleure entstanden, etwa die Jonglierkatakomben in Berlin. Regelmäßig finden auf nationaler und europäischer Ebene Jonglierconventions statt, zu denen oft viele tausend Hobby– und Profijongleure anreisen.

Zeitgenössische Formen der Jonglage
Auch Zirkus und Varieté erfreuen sich wieder großer Beliebtheit, auch wenn sie natürlich nicht mehr in ihrer früheren Verbreitung anzutreffen sind, sondern in gewisser Weise wieder ein Nischendasein fristen. Auch im Bereich des Zirkus sind neue Entwicklungen zu beobachten. Hier ist es zum Beispiel das Phänomen des französisch geprägten Nouveau Cirque, das durch die Verschmelzung unterschiedlicher Disziplinen wie Zirkus, Tanz und Theater auch die Kunst des Jonglierens neu definiert hat. Insgesamt ist in der Jonglage ein Trend zu erkennen, der von artistischen Hochleistungen und Weltrekorden Abstand nimmt und seinen Ausdruck vielmehr in einem tänzerischen und ästhetischen Freiraum findet, der in vielen Fällen mit modernem Ausdruckstanz verschmolzen ist und immer neue Überraschungen bereit hält.

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Imke Klie, Hochzeitsrednerin

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